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Voltaire war nicht hier. Aber er wurde hier gedruckt!

Beaumarchais & Voltaire, 1778

Die Grosse Kehler Voltaire-Ausgabe verdanken wir Beaumarchais, besser bekannt als komödiantischer Opern-Librettist : „Figaros Hochzeit“, „Der Barbier von Sevilla“. Beaumarchais, eigentlich Pierre-Augustin Caron (1732-99), war ein Filou (= Betrüger, Spitzbube, Schlaukopf). Er war Uhrmacher, Hofbeamter, Musiker, Spekulant, Schriftsteller, Geheimagent, Waffenhändler, Revolutionär und Verleger, um nur einige Fertigkeiten zu nennen, die ihn in den Jahren vor der französischen Revolution 1789 zu einem der reichsten und einflussreichsten Männer in Frankreich gemacht haben.

1778 lernte er bei einer Theateraufführung in Paris den todkranken Voltaire kennen. Später behauptete er, Voltaire habe ihn damals gebeten, sein Gesamtwerk zu verlegen. Wir wissen es nicht. Fest steht jedenfalls, dass Beaumarchais es nach Voltaires Tod von dem Pariser Verleger Panckoucke erworben hat.

Voltaires Schriften waren in Frankreich verboten.

Sie setzten sich kritisch mit den Lehren der Kirche und dem Machtanspruch des Adels auseinander. Also musste Beaumarchais für den Druck einen sicheren Ort außerhalb Frankreichs suchen – und fand ihn in KEHL.

Voltaires 70 Bände umfassendes Gesamtwerk « Le Grand Voltaire de Kehl » wurde 1782-89 in Kehl gedruckt und über den Rhein nach Frankreich geschmuggelt. 92 Bände umfasste das Werk im Taschenbuchformat. Auch Erstdrucke von Goethe und Wieland und Werkausgaben von Rousseau wurden hier gedruckt. So wurden die kämpferischen Texte und Ideen der Aufklärung trotz Zensur durch das Ancien Régime verbreitet und Kehl zum Schlüsselort der Europäischen Aufklärung.

→ Im Kehler Stadtarchiv können Sie ein Exemplar der Gesamtausgabe bewundern!

Kehler Bücherfabrik: die größte und modernste Druckerei Europas, 1780-91

Mit bis zu 36 Druckerpressen war die Druckerei von Beaumarchais damals der größte und modernste Betrieb Europas. Die Fabrik zählte je 5 Beschäftigte im Büro und in der Setzerei, 7 in der Papierabteilung, 8 in der Buchbinderei, 14 in der Gießerei und 78 in der Druckerei. Insgesamt lebten bis zu 500 Menschen in der Anlage: Belgier, Deutsche, Italiener, Österreicher, Schweizer und viele Franzosen.

Hier, wo Sie gerade sitzen, befinden Sie sich in der ehemaligen Festung.

Nach Plänen Vaubans wurde Kehl 1683 zu einer Festungsstadt ausgebaut, die in nur 60 Jahren sechsmal den Besitzer wechselte. Ab Mitte des 18. Jh. wurde sie nur noch zivil genutzt und entwickelte sich zu einem deutsch-französischen Begegnungsort. 1774 wurde die Siedlung zur Stadt erhoben. Seit der Zerstörung der Anlage in den Revolutionskriegen, gibt es im Kehler Stadtbild nur noch einige wenige Spuren von der Kehler Festung.

Geschichte lebendig erleben: Via Impressio & Festungsmodell-Führung!

  • Eine Führung auf den Spuren der Festungsgeschichte und die Besichtigung des Festungsmodells in der Stadthalle kann bei Tourist-Info am Marktplatz gebucht werden.

  • Der virtuelle Rundgang „Via Impressio“ macht die verschwundene „Bücherfabrik“ für Sie erlebbar! Sie können ihn im Play und App Store  kostenlos herunter laden.

Unser Dank gilt

den Stiftern der Leuchtschrift und allen Mitgliedern des Historischen Vereins und des Clubs Voltaire, die sich für die Belebung des Namens Voltaire und die Kehler Stadtgeschichte stark machen.

Unser Dank gilt außerdem der Baden-Württemberg Stiftung und der Stadt Straßburg und ihren Partnern des Contrat Triennal, die das Projekt Via Impressio finanziell gefördert haben.

Bei Fragen und Anregungen, stehen Ihnen der Historische Verein Kehl und der Club Voltaire gerne zur Verfügung.